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Vorsicht! Giftköder in München!

Mit Nägeln gespickte Wurstköder. Foto: © Ursula Bauer

von: Astrid Cordova

Ratgeber Gefahrenprävention –

Ist es möglich, den Hunden abzugewöhnen alles zu fressen, was sie draußen auf dem Boden finden? Ja, sagt Hundeexpertin Astrid Cordova, und erklärt, wie.

Immer wieder werden Fleisch- und Wurststücke mit Rasierklingen, Glassplittern, mit Rattengift oder Schneckenkorn präpariert und von sogenannten „Hundehassern“ ausgelegt. Diese Giftköder können sich z.B. auf Parkplätzen, in Parkanlagen, an Ufern von Gewässern, in bewachsenen Wegrändern, an Gebüschrändern und in Gebüschen befinden, oftmals liegen sie auch gleichzeitig an verschiedenen Stellen.

Im Augenblick gibt es wieder in den Zeitungen viele Schreckensmeldungen über vergiftete Hunde und Katzen in München und Umgebung. Von einem meiner Kursteilnehmer erfuhr ich z.B. im vergangenen Jahr, dass mehrere Hunde im Auto sogar durch die Fensterscheiben, die zur Lüftung der Hunde geöffnet waren, vergiftet worden sind. Im Herbst starb der Schäferhund eines Bekannten im eigenen Garten qualvoll durch das Aufnehmen vergifteter Fleischstücke, die über die Gartenmauer geworfen worden sind. Dies sind nur ein paar sehr grausige Beispiele! Die Münchner Tierrettung ist daher oft im Einsatz wegen vergifteter Hunde und Katzen, und auch die Tierkliniken sind natürlich auf solche Notoperationen eingestellt und können oft das Tierleben retten. Im Jahr 1999 gründeten wir zusammen mit einigen Hundeschulteilnehmern und in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Evelyne Menges den gemeinnützigen Hundesport- und Begleithundeverein „Basco“. Dieser Verein startete mehrere Initiativen: Es gab u.a. die „Aktion Basco“ im Marienhof, deren Sinn und Zweck es war, die Münchner Bevölkerung darauf aufmerksam zu machen, dass Hundehalter gewillt sind, die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner mit einem Plastiktütchen zu beseitigen. Das Ziel war, dass es keine Konflikte mehr wegen Verunreinigungen durch Hundekot geben und die Mitmenschen mehr Akzeptanz gegenüber Hundehaltern erlangen sollten. Zur Ergänzung wurden gut erzogene, öffentlichkeitssichere Hunde mit ihren fachkundigen Besitzern vorgeführt. Inzwischen ist es für die meisten Hundehalter selbstverständlich, das „Tütchen“ mitzuführen und zu benutzen. Trotz dieser „Verbesserung“ sind es leider nicht weniger Hundehasser geworden.

Ja, man sagt schnell: Es sind wieder „Hundehasser“ am Werk. Aber wer sind denn diese Hundehasser unter uns? Menschen, die Hunde nicht mögen, sind nicht zwangsweise auch gleich „Hundehasser“. Nein, es sind oftmals Menschen, die keine Gefühle gegenüber hilflosen Lebewesen besitzen, die sich meist an Hunden vergreifen. Es sind Kriminelle, die man ernsthaft bekämpfen muss. Zumal diese vergifteten Nahrungsmittel oft auch in der Nähe von Kinderspielplätzen zu finden sind …

Vor einigen Jahren meldete sich eine Frau mit ihrem Bayerischen Gebirgsschweißhund-Mischling aus dem Tierheim bei mir zum „Grundkurs- Stufe 1“. Durch das Training wurde zwischen den beiden die Bindung verstärkt und sie wurden zu einem vertrauten Team. Stolz erzählte sie mir, wie dieser Hund ihre Tochter mit Knurren, heftigem Türkratzen mit seinen Pfoten und aggressivem Gebell geschützt hatte, als sie einmal allein zu Hause war, und ein fremder Mann die Haustüre mit Gewalt öffnen wollte. Der Jagdhundmischling bellte so lange, bis der Mann verschwunden war. Am letzten Grundkurs-Tag sollte unsere Prüfung stattfinden – sie fand nicht mehr statt, da der Hund nach einem Spaziergang an einer Vergiftung gestorben war...

All diese Erlebnisse ergaben die Fragen: Was kann man tun? Wie können wir unsere Hunde beim Gassigehen vom Fressen irgendwelcher Dinge, gar Giftköder, abhalten? Wie können wir unsere Hunde vor einer Vergiftung bewahren?

Inzwischen führen manche Hundehalter aus Angst ihren Vierbeiner nur noch mit Maulkorb aus oder vermeiden gefährliche Gebiete. Doch das ist keine Lösung, zumal die betroffenen Hunde noch nicht einmal Gras zum Magenordnen rupfen können. Irgendwann geraten die Giftköder wieder in Vergessenheit.

Anerkennung und Lob ist wichtig! Nun, wir begannen mit unseren Hunden das Training! Natürlich kostet es viel Mühe und Übung, die sich jedoch auch lohnen wird, wenn „Frauchen“ und „Herrchen“ dieses Problem erfolgreich angehen möchten. Hierzu ist die Anerkennung des Hundes durch seinen Menschen drinnen wie draußen nötig, und das funktioniert nur über effizient erlernte Unterordnungsschulung.

„Nichts vom Boden fressen“!

...das muss von Hund und Mensch zusammen trainiert werden. Gleichzeitig werden die Hundehalter zusätzlich geschult und informiert über die korrekte Führung ihrer Hunde im Straßenverkehr und in Parkanlagen. Für Hunde ist es ganz „normal“ alles zu fressen, was sie auf dem Boden finden. Und die „Gefräßigsten“ unter den Hunden mit ihren gewohnten Fresserfolgen draußen werden von sich aus natürlich nicht selbst „irgendwann aufhören“, wie es sich einige Hundehalter gerne wünschen würden. Derzeit gibt es außerdem den Trend mit dem Motto „Hunde sollen glücklich sein“, worunter oftmals verstanden wird, auf die Führung und Erziehung der Hunde ganz zu verzichten. Tatsache ist auch, dass viele Hundehalter oft nicht in der Lage sind, ihre Hunde zu beeinflussen, um dann verhindern zu können, wenn diese ihrem Fresstrieb nachgehen und sich weiter z. B. in Gebüschen ungestört „bedienen“. Dabei handelt es sich vielfach um Hemmungen von Hundehaltern, ihre Vierbeiner in der Öffentlichkeit etwas lauter zu tadeln oder zu korrigieren. Einige Hundebesitzer gehen spazieren ohne zu registrieren, was ihre Hunde hinter ihnen oder weit entfernt – außer Sichtweite – gerade treiben. Die Prävention wird ignoriert, weil die Akzeptanz des Hundes gegenüber ihrer Bezugperson fehlt. Einige Male passierte es mir schon, dass ich „Fressalien“ für meine Junghunde auslegte, um ihnen beizubringen, diese zu ignorieren und nicht aufzunehmen. Schnell kam ein freilaufender Hund heran und verschlang blitzschnell, was ich gerade ausgelegt hatte – der Besitzer des Hundes hat von diesem Vorgang nichts gemerkt.

Hunde, die alles und überall fressen sind auch gesundheitlich gefährdet, sie gefährden auch die Gesundheit der Kinder im gleichen Haushalt, denn sie können Parasiten und andere Krankheiten übertragen. Unerzogene Hunde verursachen bei ihren Hundehaltern auch ständige Ängste, dass sie irgendwann etwas Schlimmeres erwischen könnten. In den meisten Hundeschulen lernen die Hunde mit ihren Haltern das „Nicht-vom-Boden-fressen“ durch gezielte Übungen mit an verschieden Stellen ausgelegten „Köstlichkeiten“, wie zum Beispiel Leberwurstsemmeln, Salamischeibchen, Käsestückchen, Schinken, Fleischbrocken und sogar rohem Pansen. Hier gilt es nachhaltig zu trainieren, dass Hunde auf der Straße liegende Nahrungsmittel nicht aufnehmen dürfen. Dies kann man nur durch konsequentes Training anerziehen, indem man etwas auslegt, und daran mit der Leine vorbeigeht. Die Hunde lernen solche Verlockungen selbständig zu ignorieren, als wäre das nie anderes gewesen. Bei Junghunden lässt sich diese Übung festigen; allerdings ist eine nachhaltige Wiederholung erforderlich. Außerdem lernen auch die Hundehalter die Körpersprache ihre Hunde aus der Entfernung besser zu erkennen und zu „lesen“. Oft berichten mir Hundehalter, wie schnell ihre Hunde plötzlich draußen zu ihnen eilen und sich vor sie hinsetzen, weil sie ein „Leckerli“ erwarten. Sie hatten etwas Fressbares gefunden und es „ignoriert“! Die Belohnung dafür gibt’s anschließend bei ihren Bezugpersonen. Andere berichten, dass ihre Hunde irgendwann keinerlei Interesse an fremdem „Futter“ zeigen und so tun, als ob das schon immer so gewesen wäre. Wenn ich einmal zurückblicke, ist seit meiner Ausbildungsmotivation und Schulung mit dem Ziel, Straßenverkehrsunfälle durch Hunde zu vermeiden, und durch gezieltes Training, dass ausgelegte „Köder“ nicht von Hunden gefressen werden, kann ich mit höchster Zufriedenheit nun feststellen und mit Stolz sagen, dass bisher kein einziger der von mir ausgebildeten Hunde wegen eines gefressenen Giftköders leiden oder gar sterben musste.

Es ist sicher ein langer und schwieriger Trainingsweg, aber er lohnt sich! Natürlich funktioniert es vielleicht nicht gleich bei allen Hunden, eine Grundvoraussetzung ist immer, dass der Hund bereits einen Grundgehorsam beherrscht. Nur, wenn er schon erzogen ist und eine natürliche Akzeptanz seinem Besitzer gegenüber besitzt, kann man Verhalten korrigieren und auch Neues antrainieren. Aber sicher gibt es auch Hunde, die sich nur schwer erziehen lassen – manchmal ist es jedoch auch der Hundebesitzer, der vielleicht zu ungeduldig oder auch nicht konsequent genug ist! Es ist natürlich immer leichter, wenn man schon beim Welpen oder Junghund mit dem Training beginnt, er lernt es noch leichter und wird es schneller beherrschen. Doch auch bei einem älteren Hund kann man das „Nichtvom- Boden-Fressen“ trainieren, nur es dauert länger und ist schwerer – der „Lehrer“ muß konsequent „dran bleiben“. Aber ein Versuch lohnt sich immer – er dient ja der Sicherheit und der Gesundheit Ihres Hundes!

Astrid Cordova
Begleithundeschule München
www.hundeschule-cordova.de
info[at]hundeschulecordova.de