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Lebensretter auf vier Pfoten Blutspenden beim Hund

von: Elisabeth Wagmeister
Tierärztin bei der Tierrettung München

Ratgeber Tiermedizin –

Nicht nur Menschen können mit Blutspenden Leben retten – auch Hunde können zu wahren Lebensrettern werden. Bluttransfusionen sind auch in der Tiermedizin unverzichtbar, sei es nach Unfällen, bei Operationen oder schweren Krankheiten. Doch wie läuft eine Blutspende beim Hund ab, was muss man als Besitzer wissen, und welche Arten von Blut kommen bei kranken Tieren zum Einsatz?

Warum Blutspenden für Hunde wichtig sind.

Blutspenden sind notwendig, um anderen Hunden in Not zu helfen. In solchen Fällen ist oft schnelles Handeln gefragt. Blutprodukte werden z.B. gebraucht bei: 

  • akuten Blutverlusten, z. B. durch Unfälle, innere Verletzungen oder starke Blutungen während Operationen
  • Anämien, z. B. durch Autoimmunerkrankungen, Infektionen (z.B. Babesiose) oder Vergiftungen
  • Gerinnungsstörungen, z.B. durch Vergiftungen mit Antikoagulanzien, wie Rattengift

Welcher Hund kann Blutspender werden?

Nicht jeder Hund eignet sich als Blutspender. Um sicherzustellen, dass die Spende für Spender und Empfänger sicher ist, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein: 

Alter: 

Der Hund sollte zwischen 1 und 8 Jahren alt sein. Gewicht: Ein Mindestgewicht von 20–25 kg ist erforderlich. 

Gesundheitszustand: 

Der Hund muss gesund sein, regelmäßig geimpft und entwurmt sowie frei von Infektionskrankheiten sein. 

Verhalten: 

Ein ruhiges und ausgeglichenes Wesen ist wünschenswert, um Stress während der Spende zu minimieren. Medikamenteneinnahme: Der Hund sollte keine Medikamente einnehmen. 

Reisehistorie:

Hunde, die im südlichen Ausland waren, sind aufgrund möglicher Infektionsrisiken oft von der Spende ausgeschlossen. 

Bluttransfusion: 

Der Hund sollte selbst noch keine Bluttransfusion erhalten haben. 

Hündinnen: 

Die Hündin sollte nicht läufig oder trächtig sein.

Diese Kriterien können je nach Einrichtung etwas variieren. Es ist daher ratsam, sich direkt bei Ihrem Tierarzt oder der Tierklinik über die spezifischen Anforderungen und den Ablauf der Blutspende zu informieren. Vor der ersten Spende wird die Blutgruppe des Hundes bestimmt. Hunde haben – ähnlich wie Menschen – verschiedene Blutgruppen, und die richtige Übereinstimmung ist wichtig, um Komplikationen zu vermeiden. Zwischen den Blutspenden sollten mindestens 2–3 Monate liegen

So läuft eine Blutspende ab

Die Blutspende selbst ist für Hunde kaum belastend und dauert nur etwa 10–15 Minuten:

1. Vorbereitung: 

Der Tierarzt untersucht den Hund gründlich und nimmt eine kleine Blutprobe, um sicherzugehen, dass er fit für die Spende ist.

2. Blutentnahme:

Der Hund liegt während der Spende ruhig auf der Seite. Das Blut wird aus einer Vene am Hals (Vena jugularis) entnommen. Je nach Gewicht des Spenders werden etwa 400 bis 500 Milliliter Blut abgenommen.

3. Nachsorge:

Nach der Spende bekommt der Hund Wasser und eine kleine Stärkung. Wichtig ist, dass er sich danach ausruhen kann

Welche Blutprodukte gibt es für Hunde?

Das gespendete Blut kann auf verschiedene Arten genutzt werden. Je nach Erkrankung des Hundes werden unterschiedliche Blutbestandteile benötigt:

1. Frischblut 

Frischblut wird direkt nach der Entnahme verwendet. Frischblut wird vor allem bei Notfällen eingesetzt, z. B. wenn ein Hund viel Blut verloren hat. Es ist nur begrenzt haltbar und muss innerhalb von wenigen Stunden verwendet werden. Es enthält alle Bestandteile des Blutes:

  • Erythrozyten (rote Blutkörperchen) zur Sauerstoffversorgung
  • Thrombozyten (Blutplättchen) zur Blutgerinnung
  • Plasma mit Gerinnungsfaktoren und anderen Proteinen 

2. Erythrozytenkonzentrat 

Dieses Produkt wird durch Zentrifugation des Vollbluts gewonnen, wobei der Großteil des Plasmas entfernt wird. Es enthält hauptsächlich rote Blutkörperchen, die den Sauerstofftransport gewährleisten. Erythrozytenkonzentrat wird verwendet, wenn Hunde an einer schweren Anämie leiden, aber keine Gerinnungsfaktoren oder Plasmaproteine benötigen. Dieses Konzentrat ist länger haltbar als Frischblut und kann in gekühltem Zustand für bis zu 42 Tage gelagert werden.

Beispiele sind: 

  • Autoimmunhämolytische Anämie (AIHA)
  • Blutverlust durch chronische Blutungen
  • Parasitäre Erkrankungen wie Babesiose 

3. Fresh Frozen Plasma (FFP)

Fresh Frozen Plasma wird eingefroren, um die empfindlichen Gerinnungsfaktoren und Plasmaproteine zu konservieren. Es enthält keine roten oder weißen Blutkörperchen und keine Thrombozyten. Fresh Frozen Plasma kann über Monate gelagert werden und ist eine wichtige Reserve für viele Notfälle.

Dieses Blutprodukt kommt zum Einsatz bei: 

  • Gerinnungsstörungen, z. B. durch Vergiftung mit Rattengiftvergiftung
  • Erkrankungen der Leber, bei denen die Bildung von Gerinnungsfaktoren eingeschränkt ist
  • Verlust von Plasmaproteinen, z.B. bei schweren Verbrennungen oder Darmerkrankungen 

Ist das Blutspenden für meinen Hund sicher?

Ja, wenn die Spende unter tierärztlicher Aufsicht durchgeführt wird, ist sie sicher. Bevor ein Hund Blut spendet, wird immer überprüft, ob er gesund ist und die Spende gut verträgt. Außerdem wird nur so viel Blut entnommen, dass es den Körper des Hundes nicht belastet. Ein erfahrener Tierarzt sorgt dafür, dass alles hygienisch abläuft und der Hund während und nach der Spende gut betreut wird. Risiken wie Kreislaufprobleme oder Stress kommen nur selten vor.

Warum sollte mein Hund Blutspender werden?

Das Blutspenden ist ein selbstloser Akt, der anderen Hunden das Leben retten kann. Viele Tierkliniken bieten als Dankeschön kostenlose Gesundheitschecks für Spenderhunde an. Vor jeder Spende erfolgt eine klinische Untersuchung und Blutuntersuchung. Außerdem wird die Blutgruppe Ihres Hundes bestimmt. Gleichzeitig kann man sicher sein, dass das eigene Tier einen wertvollen Beitrag für die Gemeinschaft leistet. Wenn Ihr Hund gesund, ausgeglichen und schwer genug ist, informieren Sie sich bei Ihrem Tierarzt oder einer Tierklinik, ob Ihr Hund als Spender in Frage kommt. Gemeinsam können Sie dazu beitragen, das Leben anderer Vierbeiner zu retten – ein kleiner Aufwand mit einer riesigen Wirkung.

 

Elisabeth Wagmeister
Tierärztin bei der Tierrettung München