Zweite OP für Joshi – Nahtdehiszenz beim Hund
An einem Montagmorgen im Februar wurden wir von einer Hundebesitzerin angerufen, weil die Naht an der Operationswunde ihres Hundes aufgegangen war. Joshi war acht Tage zuvor ein Lipom, eine gutartige Fettgeschwulst, im hinteren Bereich des Oberschenkels am rechten Hinterbein entfernt worden. Wie üblich nach einer Operation musste auch dieser Rüde einen Kragen tragen, um nicht an der Wunde zu lecken, damit sie gut heilen konnte.
Joshi fand den Kragen von Anfang an blöd, aber ab dem Wochenende schien ihn die operierte Stelle so stark zu stören, dass er ständig versuchte, dran zu kommen. Er kam nicht zur Ruhe und ließ sein Frauchen nicht schlafen. Auch wenn er nicht mit der Zunge an die Wunde kam, so scheuerte er doch immer wieder mit dem Rand des Kragens an dem Oberschenkel. Schließlich bemerkte die Besitzerin, dass die Wunde der ganzen Länge nach aufgegangen war. Es waren nur noch ein paar Fäden oben und unten erhalten. Aus der Wunde lief viel wässrig-blutige Flüssigkeit heraus. Joshis Frauchen versuchte die nässende Wunde mit einem Verband abzudecken, um zu verhindern, dass die Wundfüssigkeit überall hin tropfte. Am Oberschenkel ist das jedoch sehr schwierig, denn der Verband hält nicht, wenn er nur am Oberschenkel angelegt wird.
Da die Haustierarztpraxis erst am Nachmittag mit einer offenen Sprechstunde öffnete und die Besitzerin am Vormittag auch selber zeitlich gebunden war und sich nicht sicher war, ob und wie dringend eine erneute Operation notwendig wäre, bat sie uns Joshi zu untersuchen. Sie wollte ihm auch unnötigen Stress ersparen, denn der sechs Jahre alte Mischlingsrüde, den sie vom Tierschutz hatte, ist sehr lieb, aber auch sehr ängstlich. Er hat aufgrund seiner Epilepsie, die wahrscheinlich auf eine Schädelverletzung zurückzuführen ist, mit der er vom Tierschutz in einem Behälter aufgefunden wurde, und wegen anderer Erkrankungen schon viele Klinikaufenthalte hinter sich.
Bei unserer Ankunft war der Patient sehr aufgeregt und ständig mit der Wunde beschäftigt, die ihn sehr zu stören schien. Für die Untersuchung wurde er von uns mit einem schmerzstillenden Medikament sediert. Wir reinigten die stark nässende Wunde und desinfzierten sie. Einen Klinikbesuch konnten wir Joshi und seinem Frauchen leider nicht ersparen, denn die Wunde musste aufgrund der Größe nach Auffrischen der Wundränder in Narkose erneut operativ verschlossen werden, was jedoch nicht sofort erfolgen musste. Die Wundränder waren durch das Reiben entzündet und so stark verdickt, dass wir sie nicht mit Hilfe von Klammern zusammenbringen konnten, um einen Teil der Wunde bis zur Operation provisorisch zu verschließen. Damit die Wunde bis zum Klinikbesuch sauber bleiben konnte und die Wundfüssigkeit nicht ständig auf den Boden tropfte, legten wir dem Patienten einen Verband an. Joshi wurde dann am nächsten Tag erfolgreich nochmal in der Klinik operiert, und die Wunde konnte dann gut ausheilen.