Unterschätzte Kraft des Wasser - In die Isar gestürzt
Im Frühjahr ergießt sich das Schmelzwasser der südlich gelegenen Berge in großen Mengen in die Isar. Die Fließgeschwindigkeit der Isar erhöht sich und sowohl Mensch und Tier unterschätzen dann oftmals ihre Kräfte.
Von Daniel Prengel. Sie wollen sich im kühlen Nass erfrischen und merken plötzlich, dass ein Erreichen des Ufers nicht mehr möglich ist. Vor allem an Wehren, aber auch anderen Engstellen, entstehen durch die Gewalt der Wassermassen Strudel, die einen in die Tiefe ziehen können. Durch enormen Kraftaufwand kann die Oberfläche zum Luftholen durchaus erreicht werden, aber irgendwann ist der Körper so erschöpft, dass er endgültig in die Tiefe gezogen wird und ein Ertrinken nicht mehr vermeidbar ist.
Ebendies ist am 12. April einem Golden Retriever passiert. So wie immer ist er seinem Stöckchen nachgeschwommen, als die Strömung ihn plötzlich in den Strudel eines Wehrs zieht. Eine aufgeregte Passantin informierte mich telefonisch, dass er bereits von einem zufällig vorbeikommenden Spaziergänger aus den Fluten gezogen wurde, nun aber so schwach ist, dass er nicht aufstehen könne. Ausserdem hustet er und erbricht Wasser. Tiermedizinstudent Konstantin Haucke und ich machten uns sofort auf den Weg zur Unglücksstelle. Am Ort des Geschehens angekommen begrüßte uns Gott sei Dank ein schon wieder munterer Hund. Die klinische Untersuchung ergab keinerlei Auffälligkeiten und er trug stolz sein geliebtes Stöckchen im Maul. Weil mit Sicherheit verschmutztes Isarwasser in die Luftwege gelangt war, behandelte ich vorbeugend mit Antibiotikum und niedrig dosiertem Kortison, damit es nicht zur Entwicklung einer Lungenentzündung kommen konnte.
Auch wenn die Isar kein Hochwasser führt, ist sie als Badefluss mit äusserster Vorsicht zu genießen. Stromschnellen und Strudel, die Gefahr für Leib und Leben darstellen, können auch dann auftreten.