Stacheldraht als Hundefalle
Frau Steckroth ist noch immer ganz fassungslos – wer tut Hunden nur so etwas an? Als sie am späten Abend mit ihrer schwarzen Afghanen-Hündin Coco (neun Monate alt) noch eine Runde durch den Leopoldpark dreht, kommt Coco nicht mehr zurück. Auch das Rufen führt zu nichts.
Von Judith Brettmeister. Als sie dann endlich nach langem Suchen gefunden wird, ist der Vierbeiner nicht wieder zuerkennen: Die Hündin steht zitternd und hechelnd unter Schock, reglos da.
Um die Vorder- und Hinterläufe hat sich Stacheldraht bis hoch zum Bauch gewickelt. Coco ist völlig bewegungsunfähig, da sich der Stacheldraht auch in Fell und Fleisch des Tieres verhakt hat; jede Bewegung des Tieres würde weitere Schmerzen verursachen. Das Tier zu tragen ist ebenso wenig möglich, da sich der Draht dann noch weiter in das Fleisch bohren würde. Die Tierbesitzerin ruft völlig verzweifelt die aktion tier-tierrettung münchen an. Die diensthabende Tierärztin, Dr. Sylvia Haghayegh, die gerade einen Einsatz in Aubing beendet hat, fährt sofort los. Währenddessen hat eine Passantin eine Zange von zu Hause geholt und die Hündin aus der misslichen Lage zu befreien versucht. Frau Dr. Haghayegh holt noch die letzten Stachelstücke aus dem Fell von Coco.
Letztlich ist das Ganze noch glimpflich abgegangen; Coco hat „nur“ ein paar Verletzungen am Bauch und an den Beinen davongetragen. Jetzt geht es noch darum, der Hündin die Angst vor dem Erlebten zu nehmen. Es bleibt die Frage, ob der Stacheldraht als Müll unbedacht im Park entsorgt wurde und die Hündin sich unglücklich in diesem verhakte. Oder ist es Absicht gewesen? Denn Coco ist nicht die erste Hündin, der dieses schreckliche Erlebnis wiederfahren ist. Bereits am 20. November letzten Jahres ist einem anderen Hund am selben Ort das Gleiche passiert. Vor allem wie sich der Draht um den Hund gewickelt hat, spricht dafür, dass ein Hundehasser am Werk war. Womöglich wurde der Draht mit einem Fleischstück in der Mitte als Falle für die Tiere ausgelegt. Trotz intensiver Arbeit der Tierschutzorganisationen und auch trotz des Signals des Gesetzgebers, dass der Tierschutz zu den Zielen unseres Staates zählt, hat das Quälen von letztlich wehrlosen Tieren nicht ab-, sondern eher zugenommen. Wenn Wehrlose immer mehr Opfer aggressiver Mitmenschen werden, dann muss uns alle dies zu immer mehr Aufmerksamkeit veranlassen.