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Igeltag

Ein Mann hatte bei der Gartenarbeit einen Igel verletzt. Foto: © aktion tier Tierrettung München e.V.
Rettungseinsätze –

„Wildtiereinsatz im Norden Münchens“ hießes am Telefon. Ich sollte einen „sich komisch verhaltenden Igel“ in einer Wohnsiedlung abholen. Eine Frau stand im Garten, umringt von fünf aufgeregten Kindern.

Von Yvonne Oehme, Assistentin bei der aktion tier – tierrettung münchen e.V. Sie hatte den Igel einem Kind abgeluchst, welches ihn über zwei Stunden in einer Plastiktüte herumgeschleppt hatte, wahrscheinlich hatte er bei einer Außentemperatur von 29°C in der noch wärmeren Tüte noch zusätzlich zu seiner Grunderkrankung einen Kreislaufkollaps bekommen.

Es war ungewöhnlich, dass sich das Tier am Tag zeigte. Das Stacheltier lag auf der Seite, rollte sich aber zusammen, als ich ihn untersuchen wollte. Der Größe und den Zähnen nach war er kein Jungtier mehr. Ich legte den Igel in einen Karton, nahm ihn mit zum Einsatzwagen und fuhr zur nächsten Adresse. Zwischen Neubaublöcken taumelte am helllichten Tag ein weiterer Igel auf der Grasfläche umher. Er/sie war wie der Andere auch ein ausgewachsenes Tier. Ich schaute mir den „Schnuffel“ etwas genauer an, er war geschwächt und unterernährt. Die drei älteren Damen, die ihn gefunden hatten, waren sehr besorgt. Ich sagte ihnen, dass er wahrscheinlich etwas zur Kreislaufstabilisierung bekommen und ich ihn nach Besserung ins Tierheim bringen würde. Am Auto bereitete ich nach Rücksprache mit einem Tierarzt zwei Spritzen mit Infusionslösung vor und verabreichte jedem der beiden Igel etwas Flüssigkeit.

In der Zwischenzeit hatte mir der Tierarzt eine neue Adresse durchgegeben, ich verstaute die Stacheligen nach der Behandlung in ihren Kartons und fuhr in ein Randgebiet der Stadt, diesmal im Westen. Ein Mann hatte bei der Gartenarbeit einen Igel verletzt. Mit der Motorsense wollte er das Gestrüpp unter seiner Hecke kürzen und sah plötzlich einen rötlichen zuckenden Fleck. Er hatte dem Igel mit der Sense ein großes Stück stachelige Haut auf dem Rücken abgefetzt. Ansonsten war das Tier vom Allgemeinbefinden her ungestört. Wahrscheinlich wäre die Wunde auch nach einigen Wochen ohne ärztliches Zutun narbig und unter starken Schmerzen verheilt, aber bei den herrschenden Außentemperaturen hätten sich in Kürze die Fliegen auf ihn gestürzt und Eier in das blutige Gewebe gelegt. Die schlüpfenden Maden würden den Igel regelrecht von innen auffressen. Der diensthabende Tierarzt der Tierrettung bat mich nach der Untersuchung, ihn in die chirurgische Tierklinik zu bringen. Nachdem ich ihn dort abgeliefert hatte, brachte ich die beiden anderen Stachelhäuter und eine nebenbei eingesammelte mutterlose Jungtaube ins Tierheim. Die Igel hatten sich erstaunlicherweise tatsächlich schon etwas erholt, wuselten in ihren Schachteln herum und versuchten auszubüchsen.

Im Tierheim werden die geschwächten Tiere bis zu ihrer Genesung versorgt und beobachtet und können später an geeigneten Orten wieder ausgewildert werden. Da der Tierrettung keine geeigneten Räumlichkeiten und Tierpflegepersonal zur Verfügung stehen, sind wir für jedes Entgegenkommen seitens der Tierfinder und -freunde dankbar. In und um München gibt es einige wenige ehrenamtlich tätige Tierfreunde, die das Tierheim und auch die Tierrettung durch ihre Arbeit entlasten.

Nicht jedes gefundene, schwache Wildtier ist gleichzeitig ein medizinischer Notfall und muss durch unseren ambulanten Notfalldienst behandelt oder transportiert werden. In der Zeit, in der SIE das Tier selbst zum Tierheim oder den Wildtierstationen fahren, können unsere Tierärzte vielleicht einem verunfallten Hund, einer kollabierten Katze oder einem anderen schwerkranken Tier das Leben retten.